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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 40.1905

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Heft 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.59361#0173
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7")er Brand des Stadttheaters zu Basel, der in ! truppe unterwarf, dem deutschen Reiche stets die Treue
wenigen Nachtstunden den schönen Bau bis auf gehalten und auch gegen die Hereros bisher vortreffliche
die Außenmauern zerstörte, hat aufs neue bewiesen, daß , Dienste geleistet, daher er erst kürzlich vom deutschen

Das Gaseler Stackttheater nach clsm Srancle. Nach einer Photographie von R. Spreng, Hofphotograph in Basel.


alle Errungenschaften des modernen Feuerschutzwesens
in den Theatern nichts nützen, wenn die Überwachung
derselben nicht Tag und Nacht andauert. Das Basler-
Theater bestand
seit 1875, war nach
den Plänen des
Architekten I. I.
Stehlin-Burck-
hardt erbaut und
hat über 600,000
Franken gekostet.
AmAbendvordem
Ausbruch des
Feuers hatte eine
sehr gut besuchte
Aufführung der
„Fledermaus"
stattgefunden, und
das Haus war
völlig menschen-
leer, als um 2 Nhr
Nachts der Aus
bruch eines Bran-
des bemerkt wurde.
Als die Feuerwehr
eintraf, stand be-
reits der ganze
Bühnenraum in
Flammen. Der ei-
serne Vorhang, der schnell ins Glühen geriet, bot dem
Zuschauerraum keinen dauernden Schutz. Gegen 4 Uhr
stürzte der Hintere Dachstuhl ein und bald danach auch
der vordere. Bühne, Orchester, Zuschauerraum und
Treppen sind vollständig ausgebrannt. Die Garderobe,
die Bibliothek, die Musikinstrumente, die Dekorationen
gingen gleichfalls zu
Grunde, so daß der Scha-
den über eine Million
Franken beträgt. Großes
Verdienst erwarb sich die
Feuerwehr um den Schutz
der benachbarten Gebäude:
Kunsthalle, Musiksaal,Ho-
tel du TkMtre und Histori-
sches Museum. Leider
wurde der Brandmeister
Baumann sehr schwer und
einige Feuerwehrleute
leicht verletzt. —
Ganz unerwarteter-
weise hat sich die Lage in
Deutsch-Südwestafrika
verschlechtert, indem sich
nun auch die bisher treuen
Hottentotten Hendrik
Witbois gegen die deutsche
Herrschaft empörst haben.
Dieser Stamm, der erst
im 19. Jahrhundert aus
der Kapkolonie in das Großnamaland einwanderte, be-
wohnt jetzt den Süden unseres Schutzgebietes, dessen
Mittelpunkt die 1862 von Kido Witboi gegründete Nieder-
lassung Gibeon ist. Dort hat auch der jetzige Oberhäupt-
ling Hendrik Witboi für gewöhnlich seinen Sitz. Der
jetzt säst siebzigjährige kleine Hottentotte hat seit dem Jahre
1894, in dem er sich nach der Erstürmung seiner Festung
Hornlranz und der Naukluft durch die deutsche Schutz-

Kaiser durch Verleihung einer Verdienstmedaille ausge-
zeichnet wurde. Sein natürliches Feldherrntalent, seine
genaue Bekanntschaft mit der Kampfweise der Hereros,
wie mit der Natur
des Landes mach-
ten ihn und seine
Reiter zu äußerst
wertvollen Bun-
desgenossen. Die
Hottentotten ha-
ben mit den Ne-
gern nur das
krause Wollhaar
gemein, das sie
darum auch gern
in Kopftüchern
verstecken, ihre
Hautfarbe ist da-
gegen hellgelblich.
Der Körper ist
schmächtig gebaut,
nur mittelgroß,
und die Gesichter
erhalten durch die
kleinen geschlitzten
Augen und die
stark hervorstehen-
den Backenknochen
etwas Abstoßen-
des. Für ein ungebundenes Jagd- und Kriegsleben
besitzen sie alle Eigenschaften. Sie sind vortreffliche
Reiter und Schützen, mutig und genügsam, intelligent

und äußerst scharfsinnig, außerdem mit den besten mo-
dernen Waffen versehen, und ihre Unterwerfung wird
trotz ihrer geringen Kopfzahl eine schwierige Aufgabe
sein. —
Die Regentschaftsfrage in dem kleinen, nur 1215 Qua-
dratkilometer mit rund
139,000 Einwohnern
umfassenden Fürsten-
tum Lippe hat durch
das Telegramm des
Kaisers, er könne, da
die Rechtslage in keiner
Weise geklärt sei, die
Regentschaftsüber-
nahme seitens des Gr el-
fen Leopold zur
Lippe - Biesterfeld
nicht anerkennen und
lasse auch das Militär
nicht vereidigen, eine
weit über die Grenzen
des Fürstentums hin-
ausreichende Bedeu-
tung gewonnen. Graf
Leopold ist in Ober-
kassel am 30. Mai 1871
geboren und seit 16. Au-
gust 1901 mit der Prin-
zessin Berta von Hes-
sen-Philippstal-Barch-
seld vermählt. An-
sprüche erhebt außer dem Prinzen Adolf von Schaum-
burg-Lippe, dem Schwager des Kaisers, auch Graf Erich
zur Lippe-Weißenfeld, während die Lippesche Regierung
an den Rechten des Grafen Leopold festhält. Der Bun-
desrat wird daher über die leidige Angelegenheit zu ent-
scheiden haben. —
In Rußland hat man sich zur Bildung einer zweiten
mandschurischen Ar-
mee genötigt gesehen,
zu deren Führer Ge-
neral Grippenberg
ernannt worden ist,
ein kriegserfahrener
Soldat, der in allen
russischen Feldzügen
seit 1854 mitgefoch-
ten hat und sich
trotz seiner Jahre
noch geistig und kör-
perlich rüstig genug
fühlt, um die ihm
letzt gestellte schwie-
rige Aufgabe zu
übernehmen. Ge-
neral Oskar Fe r-
dinand Kasimi-
rowitsch Grip-
penberg ist am
1. Januar 1838 in
Finnland geboren.
Im Krimkriege er-
warb er sich seine erste Auszeichnung für Tapferkeit vor
dem Feinde, den Georgsorden. 1867 kommandierte er
die Linientruppen in Turkestan, im Kriege gegen die
Türkei l877/78 führte er anfangs das Garde-Schützen-
bataillon, später das Moskauer Leib-Garderegiment. Von
1889 bis 1898 war Grippenberg Chef der ersten Garde-In-
fanteriedivision und der Garde-Schützenbrigade, wurde
dann zum Chef des 6. Armeekorps ernannt und war zuletzt
Kommandeur der Truppen des Wilnaer Militärbezirks. —
llndosa-Wellenbassin für künstliche Nordsee-
bäder benennt sich eine neue patentierte Erfindung, die

Trprobung ckes Unckosa-Ä>ellenbassins kür künstliche Norckseebäcker in klöünchen im Beisein cies
Prin^regenten Uuitpolck von Bapern.


Liagerncke lriottsntottenkamilie.


Nenckrik «eäitboi.



Graf Usopolck
-ur Uippe-Biesterkelck,
cler neue Regent cies Fürstentums Kippe.
Nach einer Photographie von
E. Raspe, Hofphotograph in Deimoid.

General O. A. Srippenberg.
 
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